Rheinberg (von Erwin Kohl, rp). Der Kooperationsvertrag zwischen dem Moerser Schlosstheater und dem Amplonius-Gymnasium wurde um zwei Jahre verlängert. Ein Theaterpädagoge besucht einmal pro Woche den Literaturkurs.
Seit mittlerweile sieben Jahren pflegen das Moerser Schlosstheater und das Rheinberger Amplonius-Gymnasium einen gegenseitigen kulturellen Austausch. Jetzt wurde der Kooperationsvertrag in beiderseitigem Einverständnis um zwei weitere Jahre verlängert. „Die regelmäßige Erneuerung dieser Vereinbarung bietet uns die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Bewertung“, erklärt Sencan Tasci.
Die stellvertretende Schulleiterin bedauert, dass lediglich für die Jahrgangsstufe 11 ein Literaturkurs als Grundlage für das Theaterspiel angeboten wird. „Es handelt sich dabei um eine kleine Oase, in der die Schüler ihre musischen und künstlerischen Stärken ausleben und neue Facetten an sich entdecken können“, so Tasci. Die meisten von ihnen würden den Kurs nach Ablauf liebend gerne um ein weiteres Jahr verlängern, aber das sieht der Lehrplan leider nicht vor.
Neben Intendant Ulrich Greb war auch Holger Runge, als Theaterpädagoge für das JSM (Junges Schlosstheater) verantwortlich, bei den Gesprächen dabei. Runge besucht seit Jahren einmal in der Woche den Literaturkurs. Von der aktuellen Besetzung zeigt er sich angetan: „Ich habe selten einen derart spielfreudigen Kurs wie diesen erlebt.“ Diesen Umstand nutzte der Pädagoge, um ein ebenso anspruchsvolles wie politisch brisantes Stück einzuüben. „Die Radikalisierung Bradley Mannings“ von Tim Price handelt von einem US-Soldaten, der als erster „Whistleblower“ geheime Dokumente und Videos aus einem Kriegsgebiet an Wikileaks weitergegeben hatte und dafür zu 35 Jahren Haft verurteilt worden war. „Das ist zum einen ein Stück, in dem alle 20 Kursteilnehmer mitspielen können und behandelt zum anderen ein aktuelles Thema. Die Schüler sind davon begeistert“, berichtet Runge.
Und noch etwas fällt dem Theaterpädagogen immer wieder auf: „Sie bekommen mit, dass der Literaturkurs so viele Freiräume bietet, wie kein anderer. Sie bringen sich nicht nur spielerisch ein, sondern wirken auch am Textbuch mit.“ Für die gute Note steht schauspielerisches Talent im Hintergrund, Reflexionsfähigkeit und das Lernen im Team sind entscheidender. „Das hat auch viel mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun“, sagt Runge. Zu den Kooperationsvereinbarungen gehören auch regelmäßige Besuche von Kursen und Klassen des Rheinberger Gymnasiums im Schlosstheater. „Wir stehen in dem Ruf, relativ anspruchsvoll zu sein. Dafür brauchen wir ein aktives Publikum, das sich für unsere Stücke begeistern kann“, nennt Runge eine Intention des Theaters. Und das darf dann sogar selbst auf die Moerser Bretter. Denn neben einer Aufführung an der Schule treten die Nachwuchsschauspieler im Rahmen der Reihe „Moving Moers“ im Juni auch im Schlosstheater auf.
Zweifel am Gelingen hat Holger Runge nicht, gilt doch die Rheinberger Lernstätte als wahre Talentschmiede: „Wir hatten schon relativ viele Projekte an unserem Theater, in denen Schüler des Amplonius-Gymnasiums eine Rolle gespielt haben“.
Quelle: RP; 21.02.2015
Foto: Armin Fischer, rp