Die Studienstiftung Amplonius NOVUS hat es sich zur Aufgabe gemacht, talentierte Absolventen des Amplonius-Gymnasiums bei ihrem Studium zu unterstützen. Dies geschieht zum einen durch ein einmaliges Büchergeld für die besten Abiturienten des jeweiligen Abschlussjahrganges für Bücher für das anstehende Studium. Und zum anderen durch ein einjähriges Stipendium von augenblicklich 100 Euro monatlich als Zuschuss zur Durchführung eines Studiums.

Amplonius NOVUS steht in der Tradition der 1412 von Amplonius Ratingk de Berka gegründeten Stiftung „Ad Portam Coeli“, mit der jeweils neun Schüler der Rheinberger Lateinschule an der Universität Erfurt kostenlos studieren, im Haus der Stiftung unentgeltlich wohnen und in der großen Bibliothek des Amplonius arbeiten und lernen konnten.

Amplonius hatte erkannt, wie wichtig es ist, in Bildung zu investieren und 

junge Menschen zu fördern. Dies gilt heute mehr denn je, sind doch Investitionen in die Bildung Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft!

2012, zum 600-jährigen Gedenken an die Stiftung des Amplonius, entstand die Idee, die Stiftung an „seiner“ Schule wiederaufleben zu lassen. Stifter/-innen aus Rheinberg und anderswo setzten sich mit großen und kleinen Beträgen dafür ein, dass Amplonius NOVUS mit der notwendigen Summe von 50.000 € an den Start gehen konnte.

Seit 2013 ist Amplonius NOVUS erfolgreich für Schüler/-innen des Amplonius-Gymnasiums tätig und fördert junge Begabungen.

Interessenten finden viele weitere Informationen auf der Homepage der Stiftung

www.amplonius-novus.de

„Ego Amplonius“

Um 1365 wird Amplonius in Berka, heute Rheinberg, geboren. Sein Geburtshaus ist das Haus Zu den drei Fischen in der Nähe des Fischmarktes in der Underbergstraße (früher Marktstraße).
Berka ist im Mittelalter der nördlichste Stützpunkt des kur-kölnischen Erzbistums am linken Niederrhein. Die Festungsstadt erhält 1233 vom kölnischen Erzbischof Heinrich von Molenark die Stadtrechte und entwickelt sich ständig weiter: es entstehen Stadtbefestigungen, eine kurfürstlich-kölnische Residenz (Landesburg), ein mächtiger Zollturm …
In dieser aufstrebenden Stadt verbringt Amplonius seine Kindheit. Seine Familie ist seit ungefähr 1350 in Rheinberg ansäßig; wie der Name Ratingk vermuten läßt, kommt die Familie wahrscheinlich ursprünglich aus Ratingen bei Düsseldorf.
Die Ratingks scheinen recht wohlhabend gewesen zu sein, denn die beiden uns bekannten Söhne Amplonius und Petrus erhalten jeder ein Universitätsstudium, das sie jeweils mit einem erfolgreichen Abschluß beenden: Petrus in der Juristerei, Amplonius in der Medizin. Woher das Vermögen der Familie Ratingk stammt, womit Amplonius‘ Vater sein Geld verdient, bleibt bis heute unbekannt.
In frühen Jugendjahren verläßt Amplonius seine Vaterstadt und geht nach Soest, wo er die Stiftschule des Patroklusstifts unter Heinrich von Orsoy besucht. Zu weiterführenden Studien finden wir ihn dann in Osnabrück.
Schon früh läßt sich Amplonius‘ Interesse an Büchern belegen. Doch zunächst einmal muß der junge Mann die Artes liberales, die Sieben Freien Künste, studieren, weshalb er sich 1385 an der Karls-Universität Prag einschreibt, wo er im Mai 1387 zum Magister Artium promoviert.
1391 finden wir Amplonius an der Universität Köln wieder, wo er sich immatrikuliert und schon bald seine Bakkalariatsprüfung in Medizin ablegt. Bereits Ostern 1392 läßt sich Amplonius als Magister der Artes und Bakkalar der Medizin in die erste Matrikel der gerade gegründeten Universität Erfurt eintragen und 1393 wird er der erste Doktor der Medizin an der Hierana.
Vom 5. Mai 1394 bis zum 31. Januar 1395 bekleidet Amplonius als zweiter das Amt des Rektors an der Alma mater Erfordensis. In Erfurt vergrößert sich Amplonius‘ Büchersammlung. Er ist mittlerweile auf dem besten Wege, der größte deutsche Bibliophile des Mittelalters zu werden …
1399 finden wir Amplonius nachweislich in Köln, wo er im Februar an der medizinischen Fakultät der Universität lehrt. Im selben Jahr noch wird er zwei Mal hintereinander Rektor der Kölner Universität und 1401 wird er Leibarzt des Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden (bis zu dessen Tod 1414).
Amplonius‘ berufliche Laufbahn ist geprägt durch seine Tätigkeit als Arzt und durch seine Ämter im Klerus. Für einen Nicht-Adeligen hat er dabei eine erstaunliche Karriere gemacht!
Als Arzt lehrt er nicht nur an Universitäten und ist (zeitweilig) deren Rektor, sondern er hat auch den bedeutenden Posten eines Leibarztes bei verschiedenen höchst mächtigen Erzbischöfen und Kurfürsten inne.
Neben seiner Tätifkeit als „doctor in medicina“ bekleidet Amplonius auch bedeutende Ämter in der katholischen Kirche. Er ist beispielsweise Kanoniker im Stift St. Aposteln zu Köln (1395 bis zu seinem Tod), Priesterkanoniker des Kölner Domes (ca. 1411-1415/16), Dekan (d.h. wirtschaftlicher Leiter) der Stiftskirche St. Victor in Mainz (1416-1422/23) und Chorbischof in St. Aposteln (ab 1412).
In all den Jahren hört Amplonius nicht auf, Bücher zu sammeln. Das kostet ihn ein Vermögen! Geld ist aber scheinbar kein Problem für Amplonius: Er ist an Finanz- und Immobiliengeschäften beteiligt und er investiert in Ämter, die für seinen akademischen und gesellschaftlichen Ruf förderlich sind. 1408 kauft er für 800 rhein. Gulden Höfe und Ländereien mit allem Zubehör im Raum Koblenz (Rengsdorf, Bendorf und Vallendar). Amplonius ist ein vermögender Mann, der es sich leisten kann, teure Handschriften zu erwerben.
1412 besteht seine Bibliothek aus 633 Codices, d.h. in einem festen Einband zusammengefaßte Handschriften bzw. Texte. Für die damaligen Verhältnisse ist Amplonius‘ private Bibliothek riesig und von fast unschätzbarem Wert.
1410/12 dokumentiert er seine Büchersammlung eigenhändig in einem Katalog, dem noch heute erhaltenen Catalogus librorum. Dieser Bücherkatalog verzeichnet auf 46 Seiten die 633 Handschriftenbände der Bibliothek des mittelalterlichen Gelehrten aus Rheinberg. Voller Besitzerstolz beginnt er mit den Worten: „Isti sunt libri, quos ego Amplonius Ratinck de Berka habeo …“.
Am 1. Mai 1412 erfolgt dann die formale Trennung von seiner kostbaren Bibliothek (unter dem Vorbehalt des Nießbrauchs) und Übereignung derselben an das von ihm gestiftete Collegium Amplonianum in Erfurt. Hierdurch wird der Zusammenhalt der groß(artig)en Sammlung über den Tod des Stifters hinaus gewährleistet.
1421 bis 1423 kommt es zum Streit mit der Stadt Erfurt über seine Kollegien- und Bücherstiftung: Er droht mit der Zurücknahme der Stiftung und dem Abzug seiner Büchersammlung aus Erfurt. Ein neuer Stiftungsbrief vom 22. September 1423 legt den Streit jedoch bei, und am 4. Juli 1424 bekennt Amplonius schließlich, notariell beglaubigt, seine Aussöhnung mit der Stadt.
Allerdings dauert es dann doch noch einige Jahre, bis das Collegium Amplonianum offiziell seine Arbeit aufnimmt: am Michaelistag des Jahres 1434, i.e. am 29. September, wird das Collegium Porta Coeli in Erfurts Michaelisstraße feierlich eröffnet. Der Stifter selbst ist bei diesem großen Ereignis nicht anwesend.
Die Kollegiaten werden erstmals in einer schriftlichen Liste (Matrikel) erfaßt. Die ersten Kollegiaten aus Rheinberg sind Henricus Brunonis, Gottfridus Clüppel, Bruno Kamerhuys, Gerhardus Michelink, Gotfridus Walack, Johannes Pillegrim, Joh. Pilgrim, Johannes Helmici.
Um den 15. April 1435 („circa festum pasche“) stirbt Amplonius Ratingk de Berka im Klerikerhaus des Stifts St. Aposteln zu Köln. Er wird im Kreuzgang des Stifts beigesetzt, – das Grab ist heute nicht mehr auffindbar.

Verfasser: H. Pannenbecker