Rund 130 Schüler der neunten Klassen des Rheinberger Amplonius-Gymnasiums besuchten gestern das Stadthaus, um Einblicke in die Kommunalpolitik und das Verwaltungswesen zu erlangen. Ganz unbedarft gingen sie die Sache nicht an, berichtete Fachlehrer Fatih Yangin: „Wie eine Stadtverwaltung aufgebaut ist, was Fachbereiche sind und wie Kommunalpolitik funktioniert, wissen die Schüler.“

Der Pädagoge freute sich über das ausgesprochen große Interesse der Schüler am vermeintlich langweiligen Stoff. Gerade was die lokale Politik angeht, sind die Gymnasiasten mit Eifer bei der Sache. Kein Wunder, erleben sie die doch gerade hautnah mit. „Sie fragen immer wieder, wann sie eine neue Mensa bekommen. Sie sehen ein, dass die Realisierung eines solchen Projektes in Zeiten der Haushaltssicherung schwierig ist, gleichzeitig bekommen sie aber mit, dass nebenan die kostspielige Erweiterung der Europaschule geplant ist. Das macht sie schon nachdenklich“, so Yangin.

Max Nölle ging es an diesem Vormittag vor allem darum, mehr über die Arbeit des Bürgermeisters zu erfahren. Irgendwann selbst diesen Posten zu bekleiden, kommt für den Neuntklässler nicht infrage: „Bürgermeister ist nicht mein Ding.“

Weil Rheinbergs Stadtoberhaupt verhindert war, führte die Beigeordnete Rosemarie Kaltenbach die Anwesenden in der Stadthalle in die „trockene Materie“ ein. Angefangen beim Grundgesetz, das als gutes Beispiel dafür steht, wie ein Volk aus den Fehlern in seiner Geschichte lernen kann über die Gewaltenteilung und die Regularien einer demokratischen Wahl gelangte sie schließlich zur kommunalen Politik. „Der Bürgermeister hat eine Doppelstellung, er ist Vorsitzender des Rates und Chef der Verwaltung“, erfuhr Max Nölle. Dass die Wahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin künftig wieder zeitgleich mit der Kommunalwahl erfolgen wird, liege an der dramatisch schlechter werdenden Wahlbeteiligung. Rosemarie Kaltenbach rief die Jugendlichen zu mehr Mitbestimmung auf. „Kommunalpolitik ist nicht nur für alte Menschen, unser jüngstes Ratsmitglied beispielsweise ist gerade 20 Jahre alt geworden und bringt sich mit vielen guten Ideen ein. Das könnt ihr auch“, lautete ihr Appell an die Amplonianer.

Im Anschluss schilderte Anna-Lena Eichler den Gästen den Berufsalltag der 300 Stadthausmitarbeiter. „Wer könnte sich vorstellen, hier bei uns eine Ausbildung zu machen?“, wollte die Verwaltungsfachangestellte wissen. Das ernüchternde Ergebnis: Es meldete sich niemand. Ähnlich erging es Frank Meyer. Der Leiter für den Fachbereich Jugend, Soziales, Schulen und Sport fragte die Anwesenden nach ihrer Zufriedenheit mit der Schulbusbeförderung. Die breite Mehrheit gab an, mit dem Status quo nicht zufrieden zu sein. „Ich gebe zu, es gibt Verbesserungspotential. Aber das kostet eine Menge Geld und ist schwierig“, so Meyer. Der Zwischenruf einer Schülerin („Ich dachte, wir reden hier über die Mensa“) wurde von Meyer missverstanden: „Wir konnten einen neuen Caterer bekommen, ich hoffe, das Essen schmeckt Ihnen.“

Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/rheinberg/zeigen-wie-rheinberg-funktioniert-aid-1.5019110, 14.05.2015

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