Mit Fr. Dr. Baier hat eine Lehrerin des Amplonius-Gymnasiums die Vokation zur Erteilung von ev. Religionsunterricht erhalten. Darüber freut sich die Schule sehr. Im aktuellen Gemeindebrief der ev. Kirche Rheinberg wird sie dazu interviewt:

 

Beate Baier unterrichtet sei Sommer Evangelische Religion am Amplonius
„Der Brief“ hat mit Frau Baier über ihr neues Schulfach gesprochen.

Wie kamst Du zu dem Entschluss, auch Religion unterrichten zu wollen?

Als Jugendliche war ich in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Seitdem habe ich mich für Theologie interessiert. Nach dem Abitur habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, Theologie zu studieren. Ich habe mich damals anders entschieden, aber das Interesse für theologische Fragen und auch mein Engagement in der evangelischen Kirche sind geblieben. So hat sich ganz schnell Religion ergeben, als ich auf der Suche nach einem weiteren Schulfach neben Deutsch und Latein war, in dem ich keine Klassenarbeiten stellen und korrigieren muss.

Was sind deine Erinnerungen an den Religionsunterricht deiner Schulzeit?

Ich hatte bis zum Abitur Religionsunterricht und erinnere mich an spannende Diskussionen zu allen möglichen Themen. Ein Highlight war die Fahrt zum Kirchentag mit unserem Religionslehrer zu Beginn der Oberstufe. Auch an einige Schulgottesdienste, an denen wir mit den Religionskursen beteiligt waren, erinnere ich mich. Zum Glück hatten wir sehr gebildete Lehrer, die mit uns (besonders in der Oberstufe) auch schwierige Themen und theologische Fragen besprochen haben. Das habe ich sehr geschätzt.

Wie verlief deine Ausbildung?

Ein Schuljahr lang haben wir uns als Zertifikatskurs mit 12 Lehrern jeden Mittwoch abwechselnd in Wuppertal und in Mettmann im evangelischen Schulreferat getroffen. Dort haben wir den ganzen Tag lang mit den beiden Schulreferenten viele mögliche Facetten des Religionsunterrichtes (von Anfangsritualen wie Andachten oder Traumreisen bis zu Bibelarbeiten und der Lektüre von anspruchsvollen wissenschaftlichen Texten) besprochen und erprobt. Es gab Anregungen zum Nachdenken und auch Vorschläge für den Unterricht, die wir teilweise selbst erarbeitet haben. Beides war für uns hilfreich, denn parallel zu der Ausbildung haben wir alle schon einen Religionskurs unterrichtet. Das war, besonders am Anfang, für alle eine Herausforderung. Auch kleinere Exkursionen, z. B. auf den Friedhof, in evangelische und katholische Kirchen und eine Moschee und ins Bibelmuseum standen immer wieder auf dem Programm. Außerdem haben wir uns auf einer Internetplattform ausgetauscht und kleine Hausaufgaben erledigt. Jeder angehende Religionslehrer hat außerdem einmal Besuch im Unterricht bekommen und eine eigene Stunde gezeigt. Außerdem haben wir die Stunde eines anderen besucht und nachbesprochen.

Hast Du aus dieser Zeit ein persönliches Highlight, dass dich besonders berührt hat?

Zu dem Kurs gehörten drei Wochenendseminare (Intensivkurs Hebräisch, Exkursion „Auf den Spuren Luthers“ nach Eisenach, Seminar Notfallseelsorge), die ich alle in guter Erinnerung behalte. Besonders berührt hat mich allerdings der gemeinsame Gottesdienst, den wir als Gruppe zum Ende unserer einwöchigen Abschlusstagung gestaltet haben. Bis auf die Predigt haben wir alles selbst vorbereitet und durchgeführt: von der Gestaltung des Raums und der Liedblätter, über die Musik bis zu den Lesungen. Als Thema haben wir uns für das Weitergeben des Lichts entschieden: „Leuchte!“ Das war ein berührender Abschluss der gemeinsamen Zeit. Natürlich war für mich der Gottesdienst in Rheinberg, in dem ich die Vokation erhalten habe, besonders anrührend. Ich habe mich darüber gefreut, dass aus der Gemeinde und von den Kollegen aus der Schule und aus dem Kurs viele Menschen dabei waren, so auch das Blockflötenensemble, die beiden Schulreferenten aus Wuppertal und Mettmann und der Leiter meiner Schule. Im Gottesdienst und beim Empfang habe ich viel Sympathie erfahren, die mich ebenfalls sehr berührt hat. Danke an alle Beteiligten!

Du hast im vergangenen Jahr schon Religionsunterricht gegeben. Wie fühlst du dich dabei, im     Unterschied zu Deutsch und Latein?

Natürlich habe ich noch wenig Routine im Religionsunterricht. Deshalb gebe ich mir Mühe, ihn besonders gründlich vorzubereiten, damit ich auch die nötige Sicherheit im Unterricht habe. Ich schätze die Freiheit, die dieses Fach bietet. Es muss nicht ständig die nächste Klassenarbeit vorbereitet werden. Das lässt Raum, um auf die Interessen der Schüler und auf besondere Ereignisse einzugehen. Außerdem ist es ein persönlicheres Fach als z. B. Deutsch oder Latein. Es geht nicht nur, aber eben auch um meinen eigenen Glauben und meine Überzeugungen, sowie den Glauben und die Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler. Einen Rahmen zu schaffen, in dem vertrauensvoll darüber gesprochen werden kann, ist eine besondere Herausforderung. Im Unterschied etwa zum Konfirmandenunterricht werden in der Schule ja Noten gegeben. Für mich ist dabei wichtig, dass nicht Glaube oder Überzeugungen benotet werden. Es soll auch niemand das Gefühl haben, es sei so. Deshalb ist die deutliche Trennung zwischen bewertungsfreien Phasen und solchen, in denen nach klaren Kriterien bewertet wird, für mich eine weitere Herausforderung des Religionsunterrichts. Ich hoffe, dass dies gelingt.

Das Thema des aktuellen Briefes sind Wünsche. Was wünschst du dir für deinen Religionsunterricht und deine Schüler?

Im Zertifikatskurs Evangelische Religionslehre ging es immer auch darum, eine eigene Haltung zu finden und zu formulieren. Dabei habe ich die Offenheit und das Vertrauen innerhalb der Gruppe geschätzt. Beides wünsche ich mir auch in meinem Religionsunterricht. Außerdem wünsche ich mir, dass die Schülerinnen und Schüler sich – ohne Druck und in aller Freiheit – zum christlichen Glauben eingeladen fühlen und im Fach Religion etwas darüber lernen können. Ich wünsche mir, dass sie mit ihren Fragen und Interessen im Unterricht vorkommen und ihn mitgestalten. Ich wünsche mir, dass sie ihre eigene Position finden und sie auch mutig vertreten.

Das Interview führte Michael Hammes.

Quelle: http://kirche-rheinberg.de/der-brief/

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